Eleganz, Laufruhe, Zuverlässigkeit und hohe Qualität

Die Sunbeam-Werke wurden von John Marston (1836-1918) in Wolverhampton gegründet. Zunächst wurden Fahrräder und Dreiräder, bald darauf sog. «Sicherheitsfahrräder» (Niedrigräder) hergestellt, die 1889 erstmals auf einer Ausstellung  (“Stanley Show”) präsentiert wurden. Das Geschäft gedieh prächtig, denn Sunbeam-Fahrräder erlangten einen guten Ruf wegen ihrer Qualität - speziell der schwarzen Emaillierung, die fast alle Teile überzog. 1911/12 entschied sich John Marston zur Produktion von Motorrädern, und stellte John Greenwood als Designer ein, der sein Handwerk bei Rover und JAP gelernt hatte. Greenwood’s “Handschrift” war als roter Faden über viele Jahre bei Sunbeam erkennbar. Die Werte, für die Greenwood stand, waren Eleganz, Laufruhe, Zuverlässigkeit und hohe Qualität im Detail. Die technische Ausführung übernahm Harry Stevens - dessen Familienmitglieder sollten nicht viel später die berühmten AJS Motorräder produzieren.

Die Ära beginnt

Die frühen Modelle erhielten Typbezeichnungen nach der “Nennleistung”, abgeleitet vom Hubraum und begründeten den Ruf der erfolgreichen Motorradfirma. Als die Wirtschaft nach dem ersten Weltkrieg wieder anzog, erschienen neue Modelle und die erfolgreichste Ära der Sunbeam-Fabrik sollte beginnen. Es wurden Einzylinder gebaut, aber auch Twins mit Motoren von JAP, AKA und MAG.

Longstroke

Das Model 7 war ein 600cc Einzylinder-Modell mit stehenden Ventilen (sv), erschien 1922 und war mit einer Auslegung 85x105.5mm ein echter Langhuber. Die Bezeichnung «Longstroke» sollte auf den Umstand hinweisen; waren doch Langhuber als ausgesprochene Seitenwagenmaschinen begehrt. Diese Maschine sollte gleichzeitig als letztes Stecktankmodell bis 1932 im Programm bleiben. Im gleichen Jahr - 1922 - erschien auch ein 500cc Longstroke Motorrad unter der Bezeichnung “Model 6” (79 x 105.5mm). Der Motor wurde aus dem “French GP Winner” abgeleitet werden.

Das Model 5

1923 kam dann das Model 5 - ebenfalls mit 500cc und stehenden Ventilen, aber eher quadratischer Auslegung (85 x 88mm) als typische Halbliter-Solomaschine. Nach unten wurde das Programm mit dem 350cc - sv - ‘Model 1’ abgerundet. Nur 1924 - 1926 war noch das Model 4 im Programm (günstigere Alternative zum Model 7 mit gleichem Motor). Es gab neben den Tourenmaschinen mit stehenden Ventilen auch Sportmodelle mit OHV-Single bei Sunbeam im Programm: das Model 8 als 350cc OHV Modell (mit den Wettbewerbsmodellen “TT” und Model 80 im speziellen Renntrim an der Seite) erschien 1924 und blieb bis 1928 im Programm, ebenso wie das ‘Model 9’ mit 500cc OHV Motor (parallel dazu wieder die Wettbewerbsmodelle «TT» und «Model 90»). In den Jahren 1928 und 1929 gewann Charlie Dotson zweimal die Senior TT auf Sunbeam - die letzten nennenswerten Erfolge der hochwertigen Sportmaschinen.

Übernahme der ICI

Die Flattank-Modelle waren die erfolgreichste Zeit von Sunbeam. Auch im Sport konnten etliche Erfolge errungen werden. «Sunbeamland» war eine der ersten Adressen, wenn es um Erfolge und Qualität ging. 1927 übernahm der ICI - Imperial Chemical Industries - Konzern, eine Firma der Nobel Industries, die Mehrheitsanteile an Sunbeam. Vielen Gerüchten zufolge war die Qualität der Sunbeam Lackierung und das damit verbundene Prozess-Know-How der Hauptgrund, warum ICI Interesse an Sunbeam zeigte. Die Firma hinter Sunbeam hiess nun ICI-Marston und zunehmend wurde Modernisierung und Rationalisierung ein Thema. So bot Sunbeam ab 1929 Motorräder mit Satteltank an - es gab jedoch auch noch das «alte» Model 7, das für die konservative Kundschaft auf Anfrage bis 1932 mit Stecktank geliefert werden konnte. Als einzige neue Maschine wurde eine «Model 10» mit 350CC OHV Motor vorgestellt. Diese Maschine erreichte jedoch nie nennenswerte Stückzahlen.

Die Lion-Modelle

1931 erschienen die «Lion» Modelle. Das bewährte Baumuster wurde beibehalten, jedoch konnte die bei ICI bereits eingeführte Marke “Lion” eingesetzt werden. Offensichtlich blieb dies jedoch eine Top-Management-Idee ohne grösseren Erfolg, so verschwand der goldene Löwe am Tank wieder in 1932, und die verchromten Tanks wurden wieder durch günstiger zu produzierende Modelle in schwarz ersetzt. Die Bezeichnung Lion hielt sich zumindest bis 1937.

Hervorragend verarbeitet

Immer noch waren die Sunbeam Motorräder hervorragend verarbeitet, und zuverlässige Maschinen. Der von Sunbeam in den zwanziger Jahren erarbeitete und ausgebaute Vorsprung schmolz jedoch dahin wie die Polarkappen im Global Warming: Die Wettbewerbsunterstützung des Werkes wurde stark reduziert - es gab lediglich noch ein Werks-Team für Trials, die sich gern mit weissen Anzügen auf geputzten Maschinen ablichten liessen, bevor es in den Wettbewerb ging. Stattdessen gab es gute, käufliche Rennerle für den ambitionierten Privatfahrer.

Einfacher Start der Sunbeam

Der Start gestaltet sich einigermassen einfach: Zündverstellhebel auf mittlere Stellung, Ölhahn auf «geringe Last» (Stellung 1) Benzinhahn auf und ordentlich geflutet, Kickstarter langsam treten, bis Kompressionswiderstand zu spüren ist, dann mit dem Ventilausheber über den OT, Gashahn leicht auf und mit Kraft durchtreten - das erweckt i.d.R. den Motor zum Leben, nur selten ist ein zweiter Versuch nötig. Mechanisch ist der Motor im Standgas kaum zu hören, lediglich ein dumpfer Auspuffsound ist neben dem Ansaugzischen aus dem Amal 6/011 zu hören.

1935

1935 kam die technisch unausgereifte Model 16, 250cc ohv, mit hoher Nockenwelle. Diese Maschine war jedoch für den Markt nicht fertig und wurde gegen des Jahres wieder ausgeführt.

1937 – Übernahme durch AMC

1937 wurde Sunbeam von AMC übernommen. Mit dieser Übernahme ist für die ’echten Sunbeam Enthusiasten’ die Produktion der «John Marston Sunbeam» beendet. Im Katalog 1938 stehen noch die alten Modelle, die Produktion allerdings heruntergefahren und nur noch Restmodelle gefertigt. Sunbeamland wurde sukzessive geschlossen und neue Modelle kamen in den Markt, unter anderem wurde das Konzept der «High Camshaft Sunbeam wiederbelebt. Es gab insgesamt 4 neue Modelle mit ohv Einzylinder-Motor: B23 (250cc), B24 (350cc), B25 (500cc) und B 28 (600cc). Diese entstanden in recht geringen Stückzahlen, in der Produktion von AMC in London, doch der grosse Markterfolg bliebt aus. So wurde während des Krieges der Markenname Sunbeam an BSA weiterverkauft.

Neues Modell

1946 wurde noch einmal ein ganz neues und modernes Modell auf die Räder gestellt: die Sunbeam S7 (Touren-Modell) und S8 (Sportmodell). Die Konstruktion erschien auf den ersten Blick modern: die Kurbellwelle liegt längs im Fahrwerk, das Getriebe ist angeblockt und eine Kardanwelle übernimmt die Sekundärübertragung zum Schneckenrad-Achsantrieb (!). Im Fahrbetrieb gaben sich die neuen Parallel-Twins trotz 26 Nominal-PS und OHC Konstruktion eher träge. Und das Manko (fast) aller Konstruktionen von der Insel, die dauernde Neigung zur «Ölsardine», blieb, trotz Tunnelgehäuse.

 

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